Werkstudent Kündigung rechtlich prüfen

Ein befristeter Vertrag als Werkstudent bietet Sicherheit – aber was passiert, wenn plötzlich eine Kündigung ins Haus flattert? Besonders dann, wenn sie per E-Mail ohne Unterschrift kommt. Genau hier stellt sich die Frage, ob eine solche Kündigung überhaupt rechtlich wirksam ist und wie man sich dagegen wehren kann.

Kündigung eines Werkstudentenvertrags per E-Mail

In einem aktuellen Fall erhielt ein Werkstudent nach Ende der sechsmonatigen Probezeit eine Kündigung ausschließlich als PDF per E-Mail, ohne handschriftliche Unterschrift. Der Vertrag war befristet bis zum 14. Oktober 2025 und enthielt keine Klausel zur ordentlichen Kündigung nach der Probezeit. Damit stellt sich die entscheidende Frage, ob ein solches Vorgehen nach deutschem Arbeitsrecht Bestand haben kann.

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Schriftform als zwingende Voraussetzung

Nach § 623 BGB muss jede Kündigung eines Arbeitsverhältnisses schriftlich erfolgen. Schriftlich bedeutet hier ausdrücklich auf Papier mit eigenhändiger Unterschrift. Eine Kündigung per E-Mail, Fax oder als PDF erfüllt diese Anforderung nicht. Folge: Eine solche Kündigung ist nichtig. Wer also nur eine digitale Mitteilung ohne Originalunterschrift erhält, gilt rechtlich weiterhin als beschäftigt.

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Befristete Verträge und Kündigungsmöglichkeiten

Ein befristeter Arbeitsvertrag endet grundsätzlich mit Ablauf der vereinbarten Zeit (§ 15 Abs. 1 TzBfG). Eine ordentliche Kündigung während der Laufzeit ist nur möglich, wenn dies ausdrücklich vertraglich vereinbart wurde (§ 15 Abs. 3 TzBfG). Fehlt diese Regelung, ist eine Kündigung – auch nach der Probezeit – ausgeschlossen. Im geschilderten Fall bedeutet das: Ohne entsprechende Klausel kann das Arbeitsverhältnis nicht vorzeitig beendet werden.

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Verhalten nach einer unwirksamen Kündigung

Wer eine formunwirksame Kündigung erhält, sollte dies schriftlich zurückweisen. Gleichzeitig ist es ratsam, weiterhin zur Arbeit zu erscheinen und die Arbeitsleistung anzubieten. Lehnt der Arbeitgeber die Beschäftigung ab, gerät er in Annahmeverzug, was bedeutet, dass der Lohn weitergezahlt werden muss, auch ohne tatsächliche Arbeit.

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Kündigungsschutzklage als wirksames Mittel

Selbst bei einer offensichtlich unwirksamen Kündigung empfiehlt es sich, vorsorglich innerhalb von drei Wochen Kündigungsschutzklage beim zuständigen Arbeitsgericht einzureichen (§ 4 KSchG). Dies verhindert, dass die Kündigung nach Ablauf der Frist als wirksam gilt, nur weil sie nicht angefochten wurde. Für Arbeitnehmer fallen hierbei keine Gerichtskosten an.

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Bedeutung der Betriebsgröße und Anwendbarkeit des KSchG

Das Kündigungsschutzgesetz greift nur, wenn im Betrieb mehr als zehn Vollzeitmitarbeiter beschäftigt sind (§ 23 KSchG). Im Fall des Werkstudenten ist diese Schwelle überschritten, sodass auch die sozialen Rechtfertigungsgründe für eine Kündigung nach § 1 KSchG geprüft werden müssten. Fehlt ein betriebsbedingter, personenbedingter oder verhaltensbedingter Grund, ist die Kündigung zusätzlich unwirksam.

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Digitale Übermittlung und mögliche Ausnahmen

Zwar ist die digitale Kommunikation im Arbeitsleben alltäglich, doch beim Thema Kündigung macht das Gesetz keine Ausnahmen. Auch in der Pandemiezeit oder bei räumlicher Distanz gilt: Ohne eigenhändige Unterschrift kein wirksames Kündigungsschreiben. Selbst eine qualifizierte elektronische Signatur ersetzt diese nicht vollständig, da der Gesetzgeber in § 623 BGB klar auf die Schriftform verweist.

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Praktische Tipps zur eigenen Absicherung

Betroffene sollten alle Unterlagen sichern, einschließlich des ursprünglichen Arbeitsvertrags, der Kündigungs-E-Mail und möglicher weiterer Kommunikation. Diese Beweise sind entscheidend, um im Verfahren darzulegen, dass keine wirksame Kündigung vorliegt. Zudem ist es hilfreich, Zeugen aus dem Betrieb zu benennen, die den Fortbestand des Arbeitsverhältnisses bestätigen können.

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Rolle des Betriebsrats bei Kündigungen

Existiert im Unternehmen ein Betriebsrat, muss dieser vor jeder Kündigung gemäß § 102 BetrVG angehört werden. Unterbleibt diese Anhörung, ist die Kündigung unwirksam. Werkstudenten genießen hier denselben Schutz wie andere Arbeitnehmer, sofern der Betriebsrat im Unternehmen eingerichtet ist.

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Rechtliche Einschätzung und strategisches Vorgehen

Zusammenfassend lässt sich sagen: Eine Werkstudent Kündigung rechtlich wirksam auszusprechen erfordert strikte Einhaltung der Form- und Fristvorschriften. Im geschilderten Fall sind gleich mehrere Fehler erkennbar – fehlende Schriftform, keine Kündigungsklausel im befristeten Vertrag, keine Angabe von Gründen. Wer schnell reagiert, kann nicht nur seinen Arbeitsplatz sichern, sondern unter Umständen auch Schadenersatzansprüche prüfen lassen.

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Fazit

Eine Werkstudent Kündigung rechtlich wirksam auszusprechen ist nur möglich, wenn die gesetzlichen Vorgaben strikt beachtet werden. Im beschriebenen Fall sprechen mehrere Punkte gegen die Wirksamkeit der Kündigung: keine Schriftform mit eigenhändiger Unterschrift, fehlende Kündigungsklausel im befristeten Vertrag und keine sozialen Rechtfertigungsgründe. Wer in einer solchen Situation steckt, sollte die Kündigung umgehend zurückweisen, weiter seine Arbeitsleistung anbieten und innerhalb von drei Wochen Kündigungsschutzklage einreichen. So lassen sich die eigenen Rechte wahren und mögliche finanzielle Nachteile vermeiden.

FAQ

Kann ein Werkstudent während Krankheit gekündigt werden?

Ja, jedoch gelten die allgemeinen arbeitsrechtlichen Vorgaben. Eine Werkstudent Kündigung rechtlich wirksam muss auch im Krankheitsfall der Schriftform entsprechen und sozial gerechtfertigt sein, sofern das Kündigungsschutzgesetz anwendbar ist.

Was passiert, wenn der Arbeitgeber nach der unwirksamen Kündigung keinen Einsatz mehr plant?

Dann befindet sich der Arbeitgeber im Annahmeverzug und muss den Lohn weiterzahlen, solange der Werkstudent seine Arbeitsleistung anbietet.

Darf eine Kündigung auch ohne Angabe eines Grundes erfolgen?

Im Kleinbetrieb oder bei einer ordentlichen Kündigung kann dies möglich sein, jedoch muss bei Anwendung des Kündigungsschutzgesetzes ein gesetzlich anerkannter Grund vorliegen.

Spielt die Vertragsdauer bei der Kündigung eine Rolle?

Ja, ein befristeter Vertrag kann nur vorzeitig gekündigt werden, wenn dies ausdrücklich im Vertrag vorgesehen ist. Fehlt eine solche Klausel, bleibt der Vertrag bis zum vereinbarten Enddatum bestehen.

Muss der Betriebsrat bei Werkstudenten angehört werden?

Ja, sofern ein Betriebsrat existiert, muss er vor jeder Kündigung angehört werden. Unterbleibt dies, ist die Kündigung unwirksam.

Können E-Mails mit eingescannter Unterschrift die Schriftform ersetzen?

Nein, eine eingesannte oder digital eingefügte Unterschrift erfüllt nicht die gesetzliche Schriftform nach § 623 BGB.

Was ist, wenn der Werkstudent nur einen digitalen Arbeitsvertrag hat?

Das ist für den Vertragsschluss in der Regel unproblematisch. Für eine wirksame Kündigung ist jedoch weiterhin ein unterschriebenes Original in Papierform erforderlich.

Kann man nach einer unwirksamen Kündigung Schadensersatz verlangen?

Ja, wenn durch die unwirksame Kündigung nachweislich ein finanzieller Schaden entstanden ist, kann ein Schadensersatzanspruch geprüft werden.

Verliert man den Werkstudentenstatus nach einer Kündigung sofort?

Nein, erst mit dem wirksamen Ende des Arbeitsverhältnisses endet auch der Status als Werkstudent. Bei einer unwirksamen Kündigung bleibt dieser bestehen.

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