Widerspruch Betriebsübergang Insolvenz – 3 Fakten

Ein Widerspruch Betriebsübergang Insolvenz kann für Arbeitnehmer weitreichende Folgen haben. Viele Betroffene fragen sich, ob sie im Falle einer Insolvenz überhaupt noch Kündigungsschutz genießen und welche Fristen gelten. Genau hier entscheidet das Zusammenspiel zwischen §613a BGB und §113 InsO über die rechtliche Situation.

Beispiel eines Betriebsübergangs bei Insolvenz

Im geschilderten Fall ging ein Unternehmen im Oktober 2024 in die Insolvenz. Ab Januar 2025 führte eine Insolvenzgesellschaft die Geschäfte fort, ehe das Unternehmen im Februar 2025 von einem neuen Inhaber übernommen wurde. Ein Arbeitnehmer überlegt, dem Übergang nach §613a BGB zu widersprechen, wodurch er wieder bei der Insolvenzgesellschaft angestellt wäre. Da dort jedoch keine Arbeit mehr vorhanden ist, stellt sich die Frage nach der Kündigungsfrist. Dieses Beispiel zeigt die typische Unsicherheit, die mit einem Widerspruch in der Insolvenz verbunden ist.

Rolle der Insolvenzgesellschaft

Die Insolvenzverwalterin wird rechtlich nicht automatisch neue Arbeitgeberin. Vielmehr bleibt das ursprüngliche Arbeitsverhältnis bestehen, die Verwalterin übt lediglich die Rechte und Pflichten aus. Im Fall einer Auffanggesellschaft kann der Arbeitnehmer aber faktisch wieder dorthin zurückfallen, wenn er dem Übergang widerspricht. Das Risiko: fehlende Arbeit bedeutet schnelle Kündigung.

Krank und Fristlose Kündigung – 5 Fakten 👆

Rechtliche Grundlagen für den Widerspruch

Das zentrale Gesetz ist §613a BGB. Dieser regelt, dass Arbeitsverhältnisse bei einem Betriebsübergang automatisch übergehen. Der Arbeitnehmer kann dem allerdings widersprechen. Im Insolvenzfall greift zusätzlich §113 Insolvenzordnung (InsO), der besondere Kündigungsfristen vorsieht.

Kündigungsfrist nach §113 InsO

Nach §113 InsO können sowohl Insolvenzverwalter als auch Arbeitnehmer mit einer Frist von drei Monaten kündigen, unabhängig von längeren Vertragsfristen. Diese Sonderregel soll verhindern, dass die Insolvenzmasse durch lange Kündigungsfristen belastet wird. Das bedeutet im Klartext: auch wenn im Arbeitsvertrag sechs Monate Kündigungsfrist vereinbart sind, gilt in der Insolvenz in der Regel die kürzere Frist von drei Monaten.

Möglichkeit einer fristlosen Kündigung

Eine fristlose Kündigung ist in solchen Fällen nicht ohne Weiteres zulässig. Ein bloßer Mangel an Arbeit reicht rechtlich nicht aus. Nur ein wichtiger Grund im Sinne von §626 BGB könnte eine sofortige Kündigung rechtfertigen, und dieser liegt bei einer Betriebsstilllegung nicht automatisch vor.

Branchenmindestlohn Gebäudereinigung 2025 – 3 Fakten 👆

Risiken eines Widerspruchs

Ein Widerspruch klingt nach einer Schutzmöglichkeit, kann aber in der Praxis schnell zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses führen. Denn wer widerspricht, muss damit rechnen, dass der Insolvenzverwalter oder die Auffanggesellschaft zeitnah kündigt. Arbeitnehmer sollten sich daher gut überlegen, ob sie nicht besser in das neue Unternehmen übergehen, um Chancen auf Weiterbeschäftigung zu wahren.

Abwägung für Arbeitnehmer

Das Abwägen zwischen Arbeitsplatzsicherheit und rechtlichen Formalitäten ist entscheidend. Wer in der neuen Firma eine Perspektive sieht, sollte einen Widerspruch genau prüfen. Wer jedoch die Bedingungen des neuen Arbeitgebers nicht akzeptieren will, kann widersprechen – muss aber die Folgen in Kauf nehmen.

Neue Position Vertrag – 3 wichtige Schritte 👆

Gerichtliche Entscheidungen

Die Rechtsprechung hat mehrfach bestätigt, dass §113 InsO Vorrang vor individuellen Vertragsklauseln hat. So entschied etwa das Bundesarbeitsgericht (BAG, Urteil vom 23.02.2012 – 6 AZR 698/10), dass verlängerte Kündigungsfristen im Arbeitsvertrag bei Insolvenz nicht mehr greifen. Damit wird die Dreimonatsfrist als klare Grenze gezogen.

Bedeutung für die Praxis

In der Praxis bedeutet dies, dass ein Arbeitnehmer zwar widersprechen kann, seine Beschäftigung aber nur noch für drei Monate gesichert ist. Die Suche nach einer neuen Stelle sollte daher parallel beginnen, sobald ein Widerspruch in Betracht gezogen wird.

Statusfeststellungsverfahren Arbeitsrecht: 3 Fakten 👆

Handlungsempfehlungen

Vor einem Widerspruch sollten Arbeitnehmer unbedingt fachlichen Rat einholen. Ein Betriebsrat oder ein Fachanwalt für Arbeitsrecht kann individuell bewerten, ob der Schritt sinnvoll ist. Gleichzeitig sollte geprüft werden, ob eventuell Sozialpläne oder Abfindungsregelungen bestehen, die den Übergang attraktiver machen als den Widerspruch.

Geld einbehalten Arbeitgeber Arbeitskleidung – 3 Fakten 👆

Fazit

Ein Widerspruch Betriebsübergang Insolvenz kann zwar rechtlich zulässig sein, führt aber oft schneller zum Ende des Arbeitsverhältnisses, da die Insolvenzverwalterin in der Regel mit der kurzen Frist des §113 InsO kündigen wird. Arbeitnehmer sollten sich bewusst machen, dass die Kündigungsfrist in solchen Fällen maximal drei Monate beträgt, auch wenn der Arbeitsvertrag längere Fristen vorsieht. Wer also Chancen auf Weiterbeschäftigung beim neuen Arbeitgeber hat, sollte den Widerspruch sehr genau abwägen. Rechtliche Beratung ist hier dringend zu empfehlen, um keine voreiligen Entscheidungen zu treffen.

Sonderzahlung Weihnachtsgeld unterschiedlich – 3 Fakten 👆

FAQ

Was bedeutet ein Widerspruch beim Betriebsübergang nach §613a BGB?

Ein Widerspruch bedeutet, dass der Arbeitnehmer nicht in das neue Unternehmen übergehen möchte und beim bisherigen Arbeitgeber beziehungsweise der Insolvenzgesellschaft bleibt.

Welche Kündigungsfrist gilt nach einem Widerspruch Betriebsübergang Insolvenz?

In der Regel gilt die gesetzliche Sonderregelung nach §113 InsO, die eine maximale Kündigungsfrist von drei Monaten vorsieht, auch wenn der Arbeitsvertrag eine längere Frist enthält.

Kann der Insolvenzverwalter sofort fristlos kündigen?

Eine fristlose Kündigung ist nur mit einem wichtigen Grund nach §626 BGB möglich. Der bloße Wegfall von Arbeit reicht dafür nicht aus.

Welche Vorteile hat ein Widerspruch für den Arbeitnehmer?

Ein Widerspruch kann sinnvoll sein, wenn der Arbeitnehmer nicht zu den Bedingungen des neuen Unternehmens wechseln möchte oder wenn er andere rechtliche Ansprüche prüfen lassen will.

Welche Risiken bestehen bei einem Widerspruch Betriebsübergang Insolvenz?

Das größte Risiko ist die schnelle Kündigung durch den Insolvenzverwalter mit einer Frist von drei Monaten. Damit endet das Arbeitsverhältnis oft sehr zeitnah.

Bleibt man nach dem Widerspruch automatisch bei der Insolvenzgesellschaft angestellt?

Ja, formal bleibt man beim bisherigen Arbeitgeber beziehungsweise der Insolvenzgesellschaft, allerdings besteht dort oft keine Beschäftigungsmöglichkeit mehr.

Was passiert mit meinen bisherigen Arbeitsbedingungen?

Die bisherigen Arbeitsbedingungen bleiben zunächst bestehen, werden aber durch die Kündigung im Rahmen der Insolvenz schnell hinfällig.

Kann man trotz Widerspruch noch eine Abfindung erhalten?

Das hängt vom jeweiligen Sozialplan oder von individuellen Verhandlungen ab. Ein pauschaler Anspruch auf Abfindung besteht nicht.

Sollte man vor einem Widerspruch rechtlichen Rat einholen?

Unbedingt, da die Folgen eines Widerspruchs weitreichend sein können. Ein Fachanwalt für Arbeitsrecht kann die individuelle Lage einschätzen.

Gibt es Urteile zur Kündigungsfrist in der Insolvenz?

Ja, unter anderem hat das Bundesarbeitsgericht (BAG, Urteil vom 23.02.2012 – 6 AZR 698/10) klargestellt, dass §113 InsO Vorrang vor arbeitsvertraglich vereinbarten Fristen hat.

Kündigung wegen Krankheit – 5 Fakten 👆
0 0 votes
Article Rating
Subscribe
Notify of
guest
0 Comments
Oldest
Newest Most Voted
Inline Feedbacks
View all comments